30. Juli 2013

Arch Linux: Umstieg von Ubuntu auf Arch Linux - Zusätzliche Konfigurationen (Teil 3)

Nachdem im vorherigen Teil dieser Serie über den Umstieg auf Arch Linux die Installation des Basissystems beschrieben wurde, werden in diesem Artikel zusätzliche Konfigurationen aufgezeigt, die bei einem solchen, neu installierten, System angepasst werden sollten. Hierzu gehören etwa die Konfiguration der Soundausgabe, die Installation von Treibern für die Grafikkarte und Eingabegeräte, sowie die Installation des Fenstersystems X.

1 Erstellen eines neuen Benutzers


Da bisher nur der Root-Benutzer existiert, der nicht für alltägliche Arbeiten an dem System verwendet werden sollte, sollte nun als erstes ein neuer Benutzer mit eingeschränkten Rechten angelegt werden. Der folgende Befehl bewerkstelligt das, wobei "username" durch den gewünschten Benutzername ersetzt werden muss:
 # useradd -m -g users -s /bin/bash username  
Über den folgenden Befehl können außerdem zusätzliche Information wie z.B. der volle Name des Benutzers angegeben werden:
 # chfn username
Um außerdem ein Passwort für den neu angelegten Benutzer zu vergeben, kann folgender Befehl genutzt werden:
 # passwd username  

Damit man, wenn man mit dem neuen Benutzer angemeldet ist, trotz der eingeschränkten Rechte Befehle ausführen kann, die Root-Rechte benötigen, kann es nützlich sein, einen sogenannten sudo-Zugang für den Benutzer einzurichten. Über das Voranstellen des Schlüsselwortes "sudo" und die anschließende Eingabe des Root-Passworts können somit Befehle mit Root-Rechten ausgeführt werden.

Um einen solchen Root-Zugang einzurichten, muss zunächst das Paket sudo installiert werden:
 # pacman -S sudo  
Anschließend muss der Benutzer durch Editieren der Datei /etc/sudoers in die Liste derjenigen Benutzer aufgenommen werden, für die ein solcher sudo-Zugang erlaubt ist. Hierfür wird die Datei zunächst in einem Editor geöffnet:
 # nano /etc/sudoers  
Anschließend muss die folgende Zeile, die den jeweiligen Benutzernamen enthält, unter der Zeile "root ALL=(ALL) ALL" in die Datei aufgenommen werden. Es ist dabei unbedingt auf eine korrekte Schreibweise zu achten, da ansonsten die Anmeldung am System zerstört werden kann.
 username ALL=(ALL) ALL 
Falls außerdem die Auto-Vervollständigung von Konsolenbefehlen für den neuen Benutzer aktiviert werden soll, muss noch das Paket bash-completion installiert werden:
 # pacman -S bash-completion

Nachdem der neue Benutzer angelegt und eventuell ein sudo-Zugang eingerichtet wurde, kann man sich über den folgenden Befehl vom System abmelden, um sich anschließend mit dem neuen Benutzernamen und Passwort neu anzumelden:
 # logout 
In den folgenden Schritten wird angenommen, dass unter dem neuen Benutzerkonto gearbeitet wird, weshalb Befehlen, die Root-Rechte benötigen "sudo" vorangestellt wird.

2 Konfiguration der Soundausgabe


Zur Soundausgabe wird unter Arch Linux standardmäßig ALSA genutzt. Dieses Kernel-Modul ist bei der Installation des Basissystems bereits enthalten, jedoch ist die Soundausgabe zunächst stumm geschalten. Um den Sound zu aktivieren, ist es zunächst nötig, das Paket alsa-utils zu installieren, was durch folgenden Befehl über den Paketmanager Pacman möglich ist:
 $ sudo pacman -S alsa-utils  
Zum Einstellen der Lautstärke des Master-Audiokanals kann eine der beiden folgenden Vorgehensweisen genutzt werden:
  1. Das, in dem gerade eben installiertem Paket enthaltene, Programm alsamixer bietet eine einfache grafische GUI zur Einstellung der einzelnen Lautstärken der verschiedenen Audiokanäle. Es kann über den folgenden Befehl gestartet werden. Mit den linken und rechten Pfeiltasten kann anschließend der jeweilige Kanal ausgewählt werden, die "m"-Taste ändert die Stummschaltung, und über die nach-Oben-, bzw. nach-Unten-Taste kann der Lautstärkepegel angepasst werden.
     $ alsamixer  
    
  2. Alternativ kann die Lautstärke des Master-Kanals direkt per Konsolenbefehl gesetzt werden:
     $ amixer sset Master unmute  
    

Das Programm alsamixer unter Arch Linux (Bildquelle: r11networks.com, Klicken zum Vergrößern)
Die korrekte Soundausgabe kann über den folgenden Befehl getestet werden, wobei über den Wert des c-Parameters die Anzahl der Kanäle gesetzt werden kann. Auf den verschiedenen Kanälen sollte bei korrekte Funktion nacheinander ein Ton erklingen.
 $ speaker-test -c 2  

3 Installation des Fenstersystems


Das Fenstersystem X is ein Netzwerk- und Display-Protokol, das die Darstellung von Fenstern auf Bitmap-Displays erlaubt. Seine Installation stellt die Grundlage für die Einrichtung eines Desktopsystems dar, auf die im nächsten Artikel eingegangen werden wird.

Um das Fenstersystem zu installieren genügt es zunächst, die Pakete xorg-server, xorg-server-utils und xorg-xinit mittels dem folgenden Befehl zu installieren:
 $ sudo pacman -S xorg-server xorg-server-utils xorg-xinit  
Für 3D-Unterstützung sollte darüber hinaus noch das Paket mesa installiert werden:
 $ sudo pacman -S mesa  

Installation des Grafikkarten-Treibers:


Der Linux-Kernel enthält bereits OpenSource-Grafiktreiber, doch für die Unterstützung von OpenGL und 2D-Grafikbeschleunigung im Zusammenspiel mit X11 muss ein Grafiktreiber installiert werden, der auf die konkrete Grafikkarte des Systems abgestimmt ist.

Falls man nicht weiß, welcher Grafikkartenchipsatz verwendet wird, lässt sich diese Information über den folgenden Befehl herausfinden:
 $ lspci | grep VGA  
Über den unten stehenden Befehl lässt sich außerdem eine komplette Liste aller verfügbaren OpenSource-Grafikkartentreiber ausgeben:
 $ sudo pacman -Ss xf86-video | less  
Die am häufigsten benötigten dieser OpenSource-Grafiktreiber, sowie ihre proprietäre Pendants, sind in der folgenden Tabelle aufgelistet:

Hersteller
Lizenz
Treiber
Multilib-Package
AMD/ATI
OpenSource
xf86-video-ati
lib32-ati-dri

Proprietär
catalyst-dkms
lib32-catalyst-utils
Intel
OpenSource
xf86-video-intel
lib32-intel-dri
Nvidia
OpenSource
xf86-video-nouveau
lib32-nouveau-dri
Proprietär
nvidia
lib32-nvidia-libgl

Um beispielsweise den Treiber für Intel-Grafikchipsätze zu installieren, genügt der folgende Konsolenbefehl. Für alle anderen Treiber erfolgt die Installation analog.
 $ sudo pacman -S xf86-video-intel  
Die, in der Spalte "Multilib-Package" angegebenen, Pakete sollten zusätzlich zur Unterstützung der Grafikbeschleunigung in 32 Bit-Programmen installiert werden, wenn es sich um ein 64 Bit-System handelt. Hierfür muss zuerst das Multilib-Repository in der Pacman-Konfigurationsdatei /etc/pacman.conf aktiviert werden, indem die folgenden Zeilen hinzugefügt, bzw. die #-Zeichen am Zeilenanfang entfernt werden:
 [multilib]  
 Siglevel = PackageRequired  
 Include = /etc/pacman.d/mirrorlist  
Die Änderungen in der Konfigurationsdatei können dann durch Ausführen des folgenden Befehls übernommen werden:
 $ sudo pacman -Syy  
Anschließend kann das jeweilige Multilib-Paket über Pacman installiert werden. Hierfür genügt etwa in diesem Beispiel, in dem angenommen wird, dass ein Intel-Grafikchipsatz verwendet wird, der folgende Befehl:
 $ sudo pacman -S lib32-intel-dri  
Außerdem sollte der Vesa-Treiber installiert werden. Das ist ein Treiber, der mit fast jeder GPU zusammenspielt, jedoch keine 2D- und 3D-Beschleunigung anbietet. Er wird von X verwendet, wenn kein anderer Treiber zur Verfügung steht:
 $ sudo pacman -S xf86-video-vesa  

Installation der Treiber für Eingabegeräte:


In der Regel ist eine Installation von Treibern für Standard-Eingabegeräten, wie Tastaturen oder Mäuse, nicht notwendig, da der dafür zuständige Treiber bereits in der Basisinstallation enthalten ist. Falls es sich bei dem Rechner jedoch um einen Laptop oder ein ähnliches Gerät mit Touchpad oder Touchscreen handelt, sollte für dessen Unterstützung das folgende Paket installiert werden:
 $ sudo pacman -S xf86-input-synaptics  

Konfiguration und Testen von X:


X bietet eine automatische Erkennung der zu verwendenden Treiber an, weshalb die manuelle Erstellung einer Konfigurationsdatei meist nicht nötig ist. Wenn jedoch ein Tastaturlayout genutzt werden soll, das nicht dem Standard-US-Layout entspricht, muss hierfür noch über den folgenden Befehl die Konfigurationsdatei /etc/X11/xorg.conf.d/10-keyboard.conf angelegt werden:
 $ sudo nano /etc/X11/xorg.conf.d/10-keyboard.conf  
Für die Benutzung des deutschen Tastaturlayouts muss sie beispielsweise den folgenden Inhalt haben:
 Section "InputClass"  
   Identifier       "Keyboard Defaults"  
   MatchIsKeyboard  "yes"  
   Option           "XkbLayout" "de"  
 EndSection  
Die Kürzel weiterer Layouts finden sich in der Datei /usr/share/X11/xkb/rules/base.lst in dem Abschnitt, der mit "! layout" beginnt. Weitere Informationen über die Konfigration von X finden sich in diesem Artikel des englischsprachigen Arch-Wikis.

Zum Testen der X-Installation müssen zunächst die Pakete xorg-twm, xorg-xclock und xterm installiert werden, die anschließend wieder entfernt werden können:
 $ sudo pacman -S xorg-twm xorg-xclock xterm  
Anschließend kann die Test-Session über den folgenden Befehl gestartet werden:
 $ sudo startx  
Dadurch sollten einige Konsolen-Fenster erscheinen. Es sollte sichergestellt werden, dass die Tastatur und die Maus funktioniert. Falls dies der Fall ist, kann die Test-Umgebung durch Eingabe des folgenden Befehls in alle angezeigten Konsolen beendet werden:
 $ exit  

4 Installation von zusätzlichen Schriftarten


Zuletzt sollte noch das Schriftartenpaket DejaVu installiert werden, das eine Menge hochwertiger TrueType-Schriftarten mit sich bringt, da die Basisinstallation nur unskalierbare Bitmap-Fonts enthält. Das Paket lässt sich über den folgenden Befehl installieren:
 $ sudo -pacman -S ttf-dejavu 
Falls das Font-Rendering weiter konfiguriert werden soll, bietet dieser Artikel des Arch-Wikis Informationen über dementsprechende Möglichkeiten.

Weiterführende Links:

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