29. Juli 2013

Arch Linux: Umstieg von Ubuntu auf Arch Linux - Motivation (Teil 1)

Ich nutze seit Jahren Ubuntu als Betriebssystem auf dem Laptop, welcher mein primäres Arbeitsgerät ist. Die Distribution hat mich dabei nicht nur zu einem endgültigen Umstieg von Windows auf Linux überzeugt, sondern mir auch stets einen sehr guten Dienst geleistet. Auch habe ich mich, anders als viele andere Ubuntu-User, nie an der Einführung der Benutzeroberfläche Unity gestört. Im Laufe der Zeit habe ich zudem sehr viele Veränderungen am System und insbesondere an der Benutzeroberfläche vorgenommen, um es meinen Bedürfnissen anzupassen und mir mein "persönliches" Ubuntu zu schaffen.

Gründe für einen Umstieg auf Arch Linux


Auch wenn mich Ubuntu stets sehr zufrieden gestellt hat, hat in letzter Zeit die recht junge Distribution Arch Linux meine Aufmerksamkeit erlangt. Arch Linux stellt ein sehr minimalistisches Linux-Grundsystem dar, dass auf jegliche grafische Benutzeroberfläche zur Installation und Konfiguration verzichtet. Aus diesem Grund eignet es sich vor allem für fortgeschrittene Benutzer, die bereits einige Erfahrungen mit Linux sammeln konnten. Trotzdem gewinnt die Distribution aufgrund ihrer Flexibilität immer mehr an Popularität. So können beispielsweise beliebige grafische Benutzeroberflächen installiert werden, um von Grund auf ein System nach den eigenen Wünschen aufzubauen. Auch ich möchte mich an der Installation und Konfiguration eines solchen Arch Linux-Systems versuchen und über mein Vorgehen und meine Erfahrungen mit diesem möglichen Umstieg auf Arch Linux in einer Reihe von Artikeln berichten. Ob mich Arch Linux letztendlich im Vergleich mit Ubuntu überzeugen wird, muss sich erst in der Praxis zeigen, jedoch möchte ich über den Ubuntu-Horizont hinaus blicken und Erfahrungen mit dem grundlegend unterschiedlichen Konzept sammeln.

Das Logo von Arch Linux (Bildquelle: danlynch.org, Klicken zum Vergrößern)

Freie Wahl der Benutzeroberfläche


Als Canonical, das Unternehmen das hinter Ubuntu steht, beschloss, die bisher verwendete Benutzeroberfläche GNOME 2 durch die Eigenentwicklung Unity zu ersetzen, anstatt auf den Nachfolger GNOME 3 zu setzen, stoß dies auf teilweise starken Widerwillen unter großen Teilen der Benutzer. Mich persönlich überzeugte das neue Konzept des Desktopsystems dagegen sehr schnell, während ich dem ebenfalls sehr geänderten Bedienkonzept von GNOME 3 aufgrund von anfänglichen Problemen sehr skeptisch gegenüber stand.

In letzter Zeit geht die Entwicklung von Ubuntu, bzw. Unity jedoch in eine Richtung, die man als Befürworter von OpenSource und der Freiheit der Benutzer nicht gut heißen kann. So wird die Community bisher von der Entwicklung ausgeschlossen und Unity ist in erste Linie dafür konzipiert mit Ubuntu zusammenzuarbeiten, anstatt für alle Distributionen zur Verfügung zu stehen. Auch wurde beispielsweise die lokale Suche des Unity-Dashboards bereits vor einiger Zeit um eine Amazon-Suche erweitert, die standardmäßig aktiviert ist und dem User nicht nur ungefragt Werbeeinträge in den Suchergebnissen anzeigt, sondern auch aus Datenschutzgründen fraglich ist. In Zukunft soll die Anzahl dieser sogenannten "Lenses", die es erlauben Online-Inhalte in die Suche einzuschließen, noch steigen. Diese Tendenz, leichtfertig mit den persönlichen Daten des Benutzers umzugehen, wobei die Einstellungsmöglichkeiten, was mit diesen Daten geschehen soll, bis heute gering blieben, ließen auch mich zunehmen an Ubuntu, bzw. vor allem an der Canonical-eigenen Benutzeroberfläche Unity zweifeln, weshalb ich beschlossen habe, einen erneuten Blick auf das mittlerweile gereifte GNOME 3 zu wagen.

Viele User, die statt Unity auf eine alternative Desktopumgebung wie etwa GNOME 3 setzen, mussten während der letzten Releases wohl eine zunehmende Verschlechterung derer Unterstützung unter Ubuntu hinnehmen. Diese Entwicklung, die wohl auf die zunehmende Fokusierung auf Unity zurück zu führen ist, führt nach Berichten einiger Benutzer zu häufigeren Abstürzen von Programmen und Diensten. Wenn es nun also für mich an der Zeit ist, die verwendete Desktopumgebung zu wechseln, ist es wohl besser, sich nach einer neuen Distribution als deren Basis umzusehen.

Der Betrieb von GNOME 3, mit dem ich zukünftig mein Glück versuchen will, funktioniert unter Arch Linux reibungslos. Auch für alle anderen verfügbaren Benutzeroberflächen wie etwa KDE, LXDE, Xfce, MATE, oder Cinnamon gilt diese vorbildliche Unterstützung, da das Konzept der Distribution es vorsieht, die verwendete Desktopumgebung nach Belieben wählen zu können. Diese Möglichkeit, die Wahl der Benutzeroberfläche und der verwendeten Programme flexibel gestalten zu können, ist ein großer Vorteil von Arch Linux.

Stets aktuelle Software aufgrund von Rolling-Releases


Eine weitere Hoffnung, die ich in Arch Linux setze, ist, aufgrund dessen Rolling-Release-Konzepts, stets über aktuelle Software zu verfügen. Unter Ubuntu ist dies nur schwer möglich, wenn man auch Programme nutzt, die nicht über die Ubuntu-PPAs verfügbar sind und hierüber regelmäßig mit Updates versorgt werden. Zwar lassen sich benutzerdefinierte PPA-Quellen nutzen, über die auch Updates bezogen werden können, doch weisen diese nach einem Update auf eine neue Ubuntu-Versionsnummer oftmals Inkompatibilitäten auf und werden deshalb bei einem solchen Update auch standardmäßig deaktiviert. Müssen Programme darüberhinaus sogar selbst kompiliert werden, sind automatische Updates aus den jeweiligen Quellen überhaupt nicht möglich. Über das sogenannten Arch User Repository (AUR) ist dagegen fast jede erdenkliche Linux-Software in aktueller Version für Arch Linux verfügbar, wobei sich neben Binaries auch zu kompilierende Quellen nutzen und aktualisieren lassen. Das Prinzip von Rolling-Releases unterscheidet sich grundlegend von dem Konzept der Release-Zyklen, wie sie bei Ubuntu definiert sind. Dabei werden die Software- und Kernel-Komponenten des Systems in regelmäßigen zeitlichen Abständen aktualisiert und zwischen diesen Zeitpunkten lediglich mit Sicherheitsupdates versorgt, während das Rolling-Release-Konzept es erlaubt, stets aktuelle Softwareversionen zu verwenden. Allerdings muss der Benutzer in diesem Fall selbstständig auf eventuelle Inkompatibilitäten zwischen den installierten Versionen achten.

In den folgenden Artikeln dieser Serie soll auf die Installation und die Konfiguration eines Arch Linux-Systems eingegangen werden und die Vor- und Nachteile gegenüber Ubuntu aufgezeigt werden. Dabei hinaus wird sich zeigen, ob sich die gewonnene Flexibilität in der Praxis gegenüber der steigenden Komplexität auszeichnet.

Weiterführende Links:

4 Kommentare:

  1. Ich bin durch Zufall auf deinen Blog gestoßen und freue mich schon auf die Serie. Den Wechsel von Ubuntu zu Arch vollziehe ich selbst gerade und bin daher auf deine Erfahrungen gespannt.

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  2. Freut mich, wenn die Serie auf Interesse stößt. Gibt es eventuell einen Aspekt von Arch, der dich besonders interessiert? Vielleicht gibt es noch ein Thema an das ich nicht gedacht habe und das es wert wäre, in die Serie aufgenommen zu werden. Ansonsten wünsche ich dir viel Erfolg bei deinem Umstieg.

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  3. Ein besonderer Aspekt fällt mir im Augenblick nicht ein. In den folgenden Artikeln ist alles sehr gut beschrieben und für mich war das eine zusätzliche Hilfe. Vielleicht fällt mir noch etwas ein ;-)

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  4. Es freut mich, wenn dir meine Artikel hilfreich sind und ich bin stets offen für Anregungen. Ich wünsche dir weiterhin viel Erfolg mit Arch!

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